Aufgabe: A Sacred Space – Neubau der Kirche St. Elisabeth im Stadtteil Zellerau
Zeitraum: 29. Juli bis 11. August 2012
 
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Grundstücksdaten
St. Elisabeth, Grundstücksfläche (Fl.Nr. 641/9):  6.039 m²
Überbaute Fläche: 2.380,6 m²

Aufgabe
Seit jeher hat der Mensch Orte geschaffen, an denen er versuchte, mit den Göttern in Kontakt zu treten, um seine Riten zu zelebrieren. Angefangen vom griechischen Tempel über die gotische Kathedrale bis hin zu Le Corbusiers Ronchamp erzielte die Gestaltung des heiligen Ortes Meisterwerke der Architektur, in die die Menschen ihre ganze Gestaltungskraft und das technisch Machbare Ihrer Zeit legten.

Aufgabe des 9. Internationalen Architektur Workshops ist der Neubau einer Kirche für 100 Gläubige. Die Kirchengemeinde St. Elisabeth im Würzburger Stadtteil Zellerau beabsichtigt, ihre bestehende, 600 Menschen fassende Kirche aus den 50er Jahren abzureißen und deutlich verkleinert neu aufzubauen. Die neue Kirche soll sowohl neue liturgische Entwicklungen als auch die Anforderungen des energiesparenden Bauens berücksichtigen. Gleichzeitig soll sie aufgrund ihrer Bedeutung für den Stadtteil Zellerau ein zeitgenössisches Beispiel eines Kirchenbaus liefern. Die verbleibende Grundstücksfläche soll für eine Wohnnutzung konzipiert werden, da die kontinuierlich schrumpfenden Gemeinden Strategien zur wirtschaftlichen Autarkie entwickeln müssen.

Die ebenfalls auf dem Grundstück vorhandenen Einrichtungen wie Gemeindesaal, eine neu errichtete Kinderkrippe, ein Kindergarten, ein Kinderhort und das Pfarrhaus sollen zunächst erhalten bleiben. In einem zweiten Entwicklungsschritt soll allerdings aufgezeigt werden, wie das gesamte Grundstück neu geordnet werden kann. Alle Gebäude bis auf die Kinderkrippe sind in die Jahre gekommen und bedürfen in Zukunft ebenfalls einer Sanierung oder eines Abriss mit Neubau.

Historische Entwicklung des Stadtteils Zellerau
Erste Besiedlungsspuren in der ursprünglich weiten Mainaue der heutigen Zellerau gehen bis in die Jungsteinzeit (~ 4.000 v. Chr.) zurück. Im Mittelalter entstanden mehrere Klöster, die durch ihre Landwirtschaft und den Weinbau den Charakter der Zeller Auen in den nächsten Jahrhunderten formten. Ab dem 18. Jahrhundert prägten landwirtschaftliche Güter das Zellerauer Gebiet. Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts stellten diese beliebte Ausflugs- und Erholungsziele für die Würzburger Bürger dar.
Bis ins 19. Jahrhundert durchzogen nur zwei große Straßen das Zellerauer Gebiet: die Zeller Landstraße, die heutige Frankfurter Straße (alte Reichsstraße von Frankfurt nach Nürnberg), und die Höchberger Straße. Neben der Verbindung über die Alte Mainbrücke erhielt die Zellerau den zweiten direkten Anschluss an die Altstadt Würzburgs mit dem Bau der Luitpoldbrücke, der heutigen Friedensbrücke, im Jahr 1888. Nach Gründung des Deutschen Kaiserreichs wurde die Zellerau ab Ende des 19. Jahrhunderts zu einem bedeutenden Militärstandort und mit mehreren Kasernen bebaut. 1897 wurde die Zellerau offiziell zu einem neuen Stadtteil Würzburgs erklärt. Die Anerkennung zu einem eigenen Stadtviertel zog den Bau neuer Infrastrukturen für die Zellerau nach sich. Neben dem Anschluss an das öffentliche Kanal- und Wassernetz wurde die Zellerau im Jahr 1900 auch an das örtliche Straßenbahnnetz angeschlossen.
Durch die enorme Bevölkerungszunahme und die Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Bau öffentlicher Wohnungen notwendig. Im zwanzigsten Jahrhundert wandelte sich die von Gewerbe und Kasernen geprägte Zellerau durch große öffentliche Wohnungsbauprojekte in ein Wohnquartier.
Obwohl sich die Bevölkerung der Zellerau sehr heterogen zusammensetzte, erlangte die „Untere Zellerau“ nördlich der Frankfurter Straße bereits in den 30er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts durch den Bau einer Obdachlosenbaracke und kostengünstiger Kleinwohnungen einen schlechten Ruf, der bis heute Fortbestand hat.

Seit 2007 ist der Stadtteil Zellerau in das Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramm „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – die soziale Stadt“ aufgenommen. Der Gesamtstadtteil Zellerau wurde im Bestand auf Problemstellungen und Potenziale sowohl unter städtebaulichen als auch sozialen Aspekten untersucht. Die aus der Bestandsanalyse entwickelten Ziele und Maßnahmen sind im Integrierten Handlungskonzept und im Maßnahmenplan zusammengefasst.

Lage – Städtebaulicher Bezug
Die Zellerau ist nordwestlich der Würzburger Altstadt links des Mains an einem Gleithang gelegen. Im Süden wird der Stadtteil durch den Marienberg mit der Feste Würzburg begrenzt.

Das Grundstück der Kirchengemeinde St. Elisabeth ist in ein Wohngebiet im südlichen Bereich der Zellerau eingebettet. Im Westen grenzt eine Kleingartenanlage an. Das Grundstück ist stark hängig; von der südlichen zur nördlichen Grundstückskante besteht ein Höhenunterschied von ca. 11 m.

Ergebnisse
Alle Pläne sind im Format DIN A1 quer zu erstellen und entsprechend ihrer Abfolge zu nummerieren (max. 4 Panels):
  • städtebauliches Konzept
  • Grundrisse, Schnitte, Ansichten
  • Modell
  • eine überschlägige Flächenberechnung
  • Text mit Skizzen zur Erläuterung des Konzepts (in englischer Sprache); min. 1 DIN A4-Seite, max. 2 DIN A4-Seiten
Die Maßstäbe sind nach dem jeweiligen Erfordernis des Entwurfs zu wählen.

Auf einen persönlichen Vortrag und die Präsentation wird starken Wert gelegt. Eine Powerpoint Präsentation kann zur besseren Veranschaulichung des Entwurfs für die Zwischen- und Endpräsentation erarbeitet werden, wird jedoch nicht zwangsweise erwartet. Filme und Visualisierungen werden nur als Leistung anerkannt, wenn der Entwurf oder das Konzept hierbei zusätzlich persönlich erklärt werden.
Die Ergebnisse des Workshops (Pläne und Modelle) werden voraussichtlich wieder für zwei Wochen im Anschluss an den Workshop im Foyer des Rathauses öffentlich ausgestellt. Um eine schnelle Dokumentation des Workshops in einer gedruckten Broschüre zu ermöglichen, ist die Normierung der Pläne erforderlich.

Rahmenprogramm
Der Kurs wird begleitet von einer Einführung in die römisch-katholische Liturgie, einer Exkursion zu den neueren Gebäuden der Diözese Würzburg, einer Stadtführung durch das Zentrum Würzburgs, voraussichtlich einem Kletterevent im Kletterzentrum Zellerau, einer Besichtigung des Dommuseums sowie zum Abschluss einem Besuch der Staatlichen Hofkellerei mit Weinprobe.